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Quellenbrief 7, Juni 2017

 

Wähle, was du willst, und lehne nicht ab, was du nicht willst.

Wollen kann man viel, das Haus am Meer, eine gute Partnerschaft, inneren Frieden usw. das ist wie mit der Suche nach dem Glück. Das Suchen nach dem Glück ist der einzige Weg zu leiden, sagt der tibetische Meister Lama Tulku Lobsang. Je mehr man es sucht, desto mehr glaubt man es im außen, bei anderen oder in der Zukunft und fühlt sich immer wieder verlassen und enttäuscht. Ein Teufelskreis von Denken und Grübeln, von Anstrengungen aller Art und den Gefühlen von Wut, Erschöpfung, Angst und Enttäuschung.

“ Wähle, was du willst!“ Wie kann man das wählen, was man will? Das beschäftigt mich schon die ganze Zeit. Mir scheint immer mehr, dass das so etwas ist wie „Ja sagen“, und zwar so, dass der Körper sich vollkommen entspannt. Denn der Körper ist, wie schon Alfred Adler bemerkt hat, unser wichtigstes Kriterium für die Wahrheit. „Seid einfach entspannt, dann ist das Glück da“, sagt der Lama.

Stell dich vor ein weiches Sofa, in das du leicht und sicher hinein sinken kannst. Sprich laut einen Wunsch aus, und achte auf die Reaktion deines Körpers. Solange du deinen Wunsch nicht ganz und vollständig ausgedrückt hast, wird dein Körper stehen bleiben wie eine 1! Es ist noch Widerstand da. Drück weiter aus, was du willst, und zwar laut. – Bis dein Körper sich entspannt, die Knie weich werden und du auf das Sofa sinkst. (Manche nennen das Quantenheilung.)

Der Körper zeigt uns, welche Wahl wir getroffen haben: manchmal mit Schlaf und Entspannung, manchmal mit Schmerzen, Symptomen und Krankheiten. Sollte das heißen, wir haben alles gewählt, was uns scheinbar widerfährt?! Alles ist Aktivität, sagt mein Zen -Meister Richard Baker Roshi. Und damit charakterisiert er alles, wo wir uns noch als Opfer fühlen (der Umstände, der Anderen, der Vergangenheit usw.) als Illusion und irrtümliches Denken. Oder christlich gesprochen: das Opferdasein kann nicht mehr herhalten zur Entschuldigung. In beiden Erklärungen wird eine Fehlwahrnehmung von Schuld, Karma, Ungenügen oder Wertlosigkeit so konstant geglaubt und verifiziert, dass sie sich im außen bestätigt und manifestiert hat.

Wenn wir diese Manifestationen auch noch ablehnen und bekämpfen, machen wir es nur noch schlimmer. „Lehne nicht ab, was du nicht willst.“

Mich interessiert, wie wir das Glück und den Frieden (auch den Weltfrieden) im Innen wählen können statt es in Außen zu suchen. Mich interessiert das Tun des Nichttuns, das Handeln durch Nichthandeln, wie Laotse es ausgedrückt hat. Das Wählen als leuchtendes Sein, als vibrierende Antwort- Beziehung nach innen zum Selbst und nach außen zur Welt.

Im letzten Quellenbrief (Nr 6) habe ich geschrieben:

„Was uns scheinbar von außen wiederfährt, sind die Folgen kollektiv geglaubter d.h. wiederholten Denkbewegungen, und zwar einem riesigen zeitlich und räumlich konstruierten Netzwerk von „Entstehen und Vergehen in Abhängigkeit“, wie die Zen-Meister es ausdrücken. Alles, was Form annimmt, ist eine Darstellung des Bewusstseins. Körper ist nichts anderes als Geist! Das, was wir nicht mögen und ablehnen, ist ebenso eine Form des Bewusstseins und daher gleichwertig mit dem, was wir mögen.“

Wenn wir demütig die wechselseitige Verflochtenheit mit allem was ist annehmen, die Nichtmachbarkeit und Nichtlinearität anerkennen (glauben, wissen, wählen), dann steht sie uns in ihrer unendlichen Potentialität zur Verfügung. Das Ich des einzelnen treibt nicht ohne Ruder im Strom des Lebens, kann sich auch nicht gegen den Strom stellen, ihn weder beschleunigen noch bremsen, kann aber mit der Kraft und Schönheit des Lebens spielen, sie nutzen, sich an ihr freuen und das Eigene im Austausch mit den Bewegungen des Ganzen zu immer neuen Kreationen und Meisterschaften bringen.
Das können wir mit unserem Verstand weder verstehen noch analysieren, nur unser Körper ist komplex genug, um als Antenne für diese Wirklichkeit zu dienen. Und in der Aufstellungsarbeit und in der Meditation, setzen wir ihn genau dafür ein. Wir geben ihn in ein fremdes System, so dass er völlig frei ist und keinen Ansprüchen der „eigenen“ Biografie genügen muss. Über sein „Spürbewusstsein“ kann er jetzt in Resonanz gehen mit der hochkomplexen Wirklichkeit des lebendigen Seins, bis er vollständig entspannt seinen Platz, seine Funktion und Bedeutung fürs Ganze gefunden hat und mit allen anderen Teilen des Systems in Einklang ist. Das ist Praxis des Wählens.

Im Körper verbinden sich Materie und Geist, Leere und Form, Hingabe und Wahl, Potenzial und Wirklichkeit. Das ist kein idealistisches Gerede, sondern Neuschöpfung, die zum Beispiel in jeder Verkörperungsarbeit zur Realität wird. Machen wir da weiter.

 

Wie schon beim letzten Quellenbrief könnt ihr auch bei diesem eure Kommentare unter: https://quellenbrief.wordpress.com/  anfügen und die der anderen lesen.

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